Zukunftsfähiger Breitbandausbau Gemeinde Hausen? [Kommentar]

Dieser Bericht soll einen Überblick geben wo wir seitens der Gemeinde Hausen mit ihren Ortsteilen aktuell stehen und wohin die Reise in den kommenden Jahren geht bezüglich des Breitbandausbaus.

Ich glaube es ist mittlerweile manchen bekannt, dass das bisher in Hausen seitens der Gemeinde verabschiedete/vorgesehene Breitbandnetz in großen Teilen offensichtlich nicht zukunftsfähig ist, auch wenn wir Bürger derzeit nicht wissen, wie weit der Fertigstellungsgrad bzw. ob bereits eine offizielle Abnahme erfolgt ist. Zudem wissen wir auch nicht auf welcher Grundlage (Fördersteckbrief Hausen laut Breitbandatlas in Bayern; alternative Festlegungen im Vertrag seitens der Gemeindeverwaltung) der Ausbau geplant und implementiert wurde.

Mit dem Begriff „zukunftsfähig“ ist gemeint dass die vorhandenen Hardware-Installationen in den bisherigen Breitbandausbau, sprich bisherige Hardware-Investitionen, genutzt werden können, um darauf basierend die Leistungsfähigkeit des Netzes in Richtung Übertragungsraten (Download; Upload) zu erhöhen. Der oft dazu benutzte Fachausdruck lautet upgradefähig. Computernutzer kennen diesen Begriff, indem bei der Nutzung derselben Hardware meistens gegen Zahlungen „kleinerer oder größerer Münzen“ eine erhöhte Funktionalität  durch eine neue Software bereit gestellt wird. Ein Vertrag mit dem Internetanbieter zeigt dass man im allgemeinen mehr zahlt für eine Verbindung mit einer höherer Datenübertragungsrate.

Der Hinweis im Text <in großen Teilen offensichtlich nicht zukunftsfähig> bezieht sich darauf, dass außer im Baugebiet Lohe V mit Glasfaserleitungen bis ins Haus,  in allen anderen Ausbaugebieten der Gemeinde neue Glasfaserverteilerstationen errichtet, bzw. vorhandene Verteilerstationen erweitert worden sind, von denen dann mit den bisher im Boden verlegten Kupferleitungen die Verbindungen ins Haus laufen. Das „nicht zukunftsfähig“ bezieht sich daher nur auf den Anteil im Netz mit den Kupferleitungen.

Übertragungsraten bis 100 Mbit/s erhält man dadurch, dass seitens der Telekom eine spezielle kostengünstige Übertragungstechnik (Vectoring) verwendet wird. Diese Übertragungstechnik wurde seitens der nationalen Regulierungsbehörde (Bundesnetzagentur) zuvor genehmigt. Die Telekom ist  jedoch das einzige Unternehmen welches diese Technik einsetzt, wogegen die Konkurrenz ausschließlich auf Glasfaser setzt mit der Begründung dass sie nur Investitionen in Glasfaser als zukunftsfähig betrachtet, da diese Übertragungsraten von 1 Gbit/s (1000 Mbit/s) und mehr erlaube.

In den letzten Vorstellungen der Telekom Vertreter im Juni 2017 wurde mündlich festgehalten dass die Mindestübertragungsrate  an den Enden der Leitungen im Hauseingang mindestens 15 Mbit/s sein für den Download sein würde. Die Telekomvertreter haben jedoch nicht gesagt, dass diese Übertragungsraten von der Anzahl der gleichzeitig surfenden Nutzer abhängt. Je mehr Nutzer gleichzeitig, desto geringer ist die  Übertragungsrate.  Welche Übertragungsrate aktuell zur Verfügung steht lässt sich sehr einfach am Router feststellen.

Allein dieser Wert von min 15 Mbit/s entspricht nicht den Planungen des Bundesförderprogrammes von 2015. Darin heißt es dass bis 2018 unterversorgte Gebiete einen Netzzugang mit minimal 50 Mbit/s erhalten sollen. Dieser Wert von min 50 Mbit/s wurde seitens den Telekom Vertreters in der besagten GR Sitzung in Hausen als der maximale Wert beschrieben. Hier passt einiges nicht zusammen! Offenbar haben einige Gemeinden im Landkreis FO wie Pottenstein, Ebermannstadt und Gößweinstein das anders gemacht.

Der aktuelle Finanzminister der CSU Albert Füracker  sieht dagegen Bayern auf einem guten Weg: Bis 2025 sollen alle Haushalte Glasfaseranschlüsse haben. Bislang (d.h. 2018) sollen lt. Füracker bereits angeblich 90 % aller Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s, 80 % mit mindestens 50 Mbit/s und mehr  ins Internet (EN, 20.06.2016, „Schnelles Internet an Schulen?“). Vermutlich hat er solche Daten durch eine riesige rosa Brille gesehen und auf München bezogen. Auf dem Lande wie in Hausen treffen solche Zahlen nicht zu. Wie tief lässt das blicken wenn Staatsminister Füracker als Nachfolger von Söder der zentrale Ansprechpartner für Digitalisierung im Freistaat Bayern ist und er noch nicht einmal die wirkliche Situation im Lande kennt?

Zum gleichen Zeitpunkt Juni 2017 hat die EU einen Gesetzentwurf (VDI nachrichten; 22.09.2016) veröffentlicht, dass seitens der EU ein Giganetzwerk gefordert wird, in welchem jedem Bürger  bis 2025 mindestens 100 Mbit/s garantiert wird. Dieser Gesetzentwurf wurde Ende 2018 leicht modifiziert als EU Gesetz beschlossen und soll seitens der nationalen Regierungen bis 2025 vollständig implementiert sein. Aber vielleicht hat diese Vorgaben der EU Füracker motiviert und wird hoffentlich die ländlichen Kommunen wie Hausen finanziell dabei unterstützen.

Wie könnte es zukünftig in der Gemeinde Hausen weiter gehen?

Wenn man sich bewusst wird wozu höhere Datenraten als 100 Mbit/s erforderlich sind, so ergeben sich laut Studien für Homeoffice mit gesicherten und verschlüsselten Übertragungen mittels VPN (virtuelles privates Netzwerk) über öffentliche Leitungen 250 Mbit/s,  der selbe Wert für schnelle Zugänge in Cloud-Anwendungen, bis zu 300 Mbit/S für hochauflösendes Fernsehen (Ultra-HD 6K). Wer bereits heute versucht Bilder einer Profi-Kamera in eine Cloud zu laden mit einer Datenrate mit max 50 Mbit/s bekommt bereits lange Zähne.

Nach aktuellem Stand der Technik sind Gigabitraten nur mit Glasfaser, Koaxialkabel mit speziellen Technologien und der künftigen  Mobilfunkgeneration 5G zu erreichen.

Der EU Rechnungshof hat daher gewarnt dass der bisherige Breitbandausbau mit alten Kupferleitungen als nicht zukunftsfähig bezeichnet (EN, 06.06.2018, „Deutschland hat aufs falsche Pferd gesetzt“)

Was bedeutet das für die Gemeinde Hausen?

Es ergeben sich folgende Überlegungen:

  1. Dort wo in der Gemeinde bisher bereits Glasfaser bis ins Haus verlegt worden sind, sind keine Probleme zu erwarten. Nur dort werden sich auch nur noch solche Unternehmen ansiedeln  die auf ein schnelles Internet mit Übertragungsraten > 100 Mbit/s angewiesen sind. Das heißt die Gemeinde Hausen begibt sich zukünftiger Möglichkeiten von ansiedlungswilligen Unternehmen wegen nicht ausreichendem Breitbandausbau!
  2. Häuser die auf der letzten Meile mit Kupferleitungen angeschlossen sind, werden mit maximal 100 Mbit/s rechnen können, wenn ihnen das von ihrem Lieferanten verbindlich zugesagt werden kann. Bei höherem Bedarf ist die letzte Meile auf Glasfaser aufzurüsten;
  3. Häuser mit Koaxialkabelanschluss von Kabel Deutschland/Vodafone, siehe b);
  4. Alle Neubauten in der Gemeinde  sind ausschließlich mit Glasfaseranschlüssen vorzusehen;
  5. Im Kontext eines möglichen Nahwärmenetzes in Hausen sind die Häuser in den betroffenen Straßen zeitgleich in einer abgestimmten Planung mit Glasfaserleitungen zu versehen.

Diese Überlegungen haben Auswirkungen auf die Bauleitplanung der Gemeinde als auch auf deren Bauausschuss. Man kann nur hoffen, dass diese unabhängig von einer Fraktion auch so gesehen werden.

Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: F. Reuter